Eine Kooperative, die verschiedene Web-Applikationen zur Verfügung stellt – das war Svens Idee auf dem gestrigen WebMontag in Kiel. Jeder hat seinen eigenen Webspace. Jeder betreibt ein Blogsystem. Viele haben weitere Tools wie WebMailer, URL-Shortener, Wikis usw. Und jeder muss sich selbst um die Pflege kümmern. Warum nicht einfach die gleichen Tools gemeinsam nutzen?
Neben meinem Blog hier, betreibe ich noch
- einen URL-Shortener,
- eine Bookmarksammlung,
- einen RSS-Reader,
- einen WebMailer,
- einen OpenID-Server,
- eine Fotosammlung,
- ein Wiki,
- und eine Online-Dateiverwaltung.
Vielleicht hab ich noch etwas vergessen. Tatsache ist aber, dass die meisten dieser Tools auch von mehreren genutzt werden könnten. Man könnte sich die Arbeit teilen.
Webservices per Genossenschaft
Mich hatte das schon vor zwei Jahren auf die Idee gebracht, so ein Angebot kooperativ zu erstellen. Allerdings eine Nummer größer und kommerziell – als Genossenschaft. Der Gedanke dahinter war: um das nötige Vertrauen zu schaffen, müsste die Unternehmung für die Kunden so transparent wie möglich sein. In einer Genossenschaft sind die Kunden am Unternehmen beteiligt. So wären die Kunden selbst Teil des Unternehmens und sie könnten selbst Einblick in die Arbeitsweise nehmen.
Da durchweg mit Open Source Software gearbeitet werden sollte, könnten interessierte Kunde jederzeit selbst die verwendete Software überprüfen. Bei der Benutzung der verschiedenen Dienste sollen nur die Daten erhoben werden, die zur Aufrechterhaltung des Services nötig sind. Darüberhinaus bieten sich natürlich die üblichen Zertifizierungen für die Einhaltung der Standards zur Qualitätssicherung an oder Auszeichnungen wie Datenschutzsiegeln.
Genossenschaften gelten als solide, seriös und bodenständig. Die Zahlen untermauern das positive Image: Die Insolvenzquote liegt bei unter einem Prozent. Eine Genossenschaft hat den Vorteil, dass sie von den Mitgliedern zur Not auch unwirtschaftlich weiter betrieben werden kann: Sollte also nach einiger Zeit der wirtschaftliche Erfolg ausbleiben, könnten die Mitglieder der Genossenschaft die bereits eingerichteten Dienste aus eigener Tasche weiter betreiben. Wer sich in die Genossenschaft einbringt, müsste also nicht befürchte, mit einer Insolvenz des Dienst-Anbieters auch seine Software zu verlieren.
Es gibt auch schon im IT-Bereich verschiedene Genossenschaften: Eine bekannte Genossenschaft der IT-Branche ist die DATEV eG – Dienstleister für 38.000 Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Anwälte. Bei der Hostsharing eG kann man ein genossenschaftliches Hostingangebot nutzen. Und es genossenschaftliche Zusammenschlüsse von IT-Experten wie zum Beispiel Jariva.
Starten wir eine Nummer kleiner
Wir sollten das Pferd aber nicht von hinten aufzäumen und ein paar Nummern kleiner anfangen. Das Schöne ist doch, dass man sich stufenweise zusammentun kann.
Zunächst kann man sich einen oder zwei Server teilen, auf denen man verschiedene Dienste laufen lässt. Die kann man noch einfach anmieten. Vielleicht direkt bei HostSharing. Dann geht es schon in die richtige Richtung. Dazu kann man zum Beispiel einfach dem „Verein für Neue Medien e.V.“ beitreten oder dem „Toppoint e.V.“, um eine solide und demokratische Rechtsform zu haben.
Und dann kann man das Angebot nach und nach ausweiten – so wie sich Teilnehmer finden. Man kann später eigene Hardware kaufen und unterstellen. Und ganz zum Schluss ein eigenes Rechenzentrum einrichten und reich und berühmt werden.
Und man könnte auch schauen, ob die Hostsharing eG vielleicht Interesse an neuen Mitglieder und so einem Serviceangebot hat.
Foto: Some rights reserved by tonyhall
Update 29.1.2012
Hier ist das Planungspad: https://pad.tumelum.de/p/internetkooperative
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